Janus Jung, geb. 1958 in Heidelberg studierte Physik und Ethnologie. Der Taoist, Anarchist und Eremit pendelte zwischen seinem linkschaotischen Studentenwohnheim und einem abgelegenen Waldarbeiterwagen. Nach einem Autounfall im März 1984 verabschiedete er sich von einem Leben, das gleichermaßen Natur, Esoterik und Politik galt

 Gedichte sind für Janus Jung die letzte   Form der Wortmeldung vor  dem Verstummen – das nicht mehr Kürzbare, es sei denn gegen Null. Aus diesem Geist wachsen Texte mit zeilenschnellen Sprüngen zwischen Kosmos und Alltag, zwischen Ekstase und Humor.

 

 

 

Janus Jung

 

è Schicht um Schicht

Gedichte, mit 8 Federzeichnungen von Kolibri,

100 Seiten, kartoniert      5,90 Euro

in Leinen gebunden       12,90 Euro

 

è Bronzene Stufen

Gedichte, mit 10 Federzeichnungen von Kolibri,

96 Seiten, kartoniert     5,90 Euro

in Leinen gebunden     12,90 Euro

 

 

 

Schicht um Schicht

 

 

 

Letzte Abwehr des Weckers

 

das Leben

versiegt im Wascheimer

 

verwegen zertrete ich

eine Spinne

ein paar Pilze

schießen aus dem Boden

ein Kristall

bröckelt

 

da kommt die Putzfrau

hustet kurz

und fängt zu schrubben an

 

wir spielen eine Legende

verirren uns in Kneipen

verwirren ein Haudegen

und verzweifeln an Hirnlosigkeit

 

Ungeheuer blasen

mit viereckigen Nasen

Spielsteine durcheinander

 

da kommt die Putzfrau

wischt mit kantiger Hand

die Erde ab

 

das zwingt uns zum Sterben

das bringt uns zum Erwachen

das läßt uns schlecht schlafen

das verkündet die Daten

der Wirklichkeit:

 

Haus, Bett und früher Morgen

aufwachen, Junge

es ist Zeit

 

 

 

 

Entscheidung zum Weiterleben

 

der Wald schweigt

jeder Wassertropfen hört sein Fallen

alle Berge stehen still

das Herz pocht nicht mehr

 

Blicke auf Spiegel in der Nacht

Augenblicke zum Erinnern

 

zwischen schwarzen Säulen hoher Bäume

das Gefühl von Riesen

der Hauch einer Trauer

 

kein Echo antwortet

wenn stumm die Wahl

vollendet ist

 

der Wald schweigt

jeder Wassertropfen hört sein Fallen

der Berg steht still

das Herz pocht nicht

 

doch

jetzt wieder

bump bump poch

poch doch

 

 

Bronzene Stufen

 

 

SONNEN

 

Sonnenlaus über die Leber

Funksprüche quer über den Äther

Ich habe den Grashalm im Mund

Und bin beim Punkt

 

Sonnenwitz um den Brunnen

Du bist ein Baum mit Röhren

Wir tragen alte Mode

und schaun durch die Touristen

 

Sonnengras auf dem Dickbauch

Wir flicken alte Sätze

Draußen tobt die Nachricht

Innen liegt der Samt

 

Sonnenstrahl nach Nächten

Endlich wieder Mut

Nach kurzem Gruß zu schweigen

Ah! Tut das gut!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

REICHWEITE

 

der Winkel an der Wand

ist einer meiner Lieblingsplätze

 

der andere Platz ist durchaus

in den Mitten

 

heute spiele ich Geburtstag:

ich bestimme selbst eine Mitte

 

dort zünde ich ein Licht an

und werfe meinen Schatten

 

alle Gäste dürfen über

diesen Schatten springen

 

 

TRAUMDICHTUNG

 

der Schreiber der Träume deines Lebens sein

der Schreiber des Lebens deiner Träume sein

der Traum vom Schreiber deines Lebens sein

 

leben wie ein verträumter Schreiber

im Schreiben die Träume erleben

und aufpassen

daß du nicht stolperst

 

 

 

 

 

 

Kolibri, aufgewachsen in Altenburg am Hochrhein, studierte Grafik in München und Stuttgart. Er zeichnete fünf Jahre für die TAZ in Berlin und behauptet sich nun als freischaffender Künstler mit zahlreichen Buch und Kalendergestaltungen, Plakaten und eigenen Ausstellungen. Seit 1996 lebt er wieder in seiner Heimat an der schweizer Grenze und zeichnet und lebt und zeichnet...

 

 

Als reiner Grafikband erschienen in der Edition ElfKolibris Kuriose Kritzeleien

 

 

 

 

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