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Altherrensommer-Tenzone - ZaunköniG - 09.06.2021 (03.10.2016, 00:16)ZaunköniG schrieb: Altherrensommer Zum obigen Sonett von 2019 hat sich nun eine Tenzone entwickelt. Die erste Antwort: (03.10.2016, 00:16)Jan Hendrik Rübel schrieb: Selbstbildnis als alter Mann und meine Erwiederung: Ja klar, es häufen sich die Zipperlein und öfter fehlt erforderliche Kraft. Ein Plan ist schnell gemacht, doch schwer geschafft; An Stelle jugendlicher Träumereien tritt eine stoische Beharrlichkeit. Hab ich eine Lektion gelernt, dann diese: Es hat doch jedes Alter seine Krise. Wir wissen heut', man hat nicht ewig Zeit, doch noch genug, sie sinnvoll zu gestalten. Das Knie, na klar, - und doch spür ich den Drang mich zu bewegen (nicht mehr ganz so wild). Auf auf! Es wäre doch ein schönes Bild: Zwei Bestager im Sonnenuntergang am Berg, durch nichts und niemand aufzuhalten! . Altherrensommer-Tenzone 4 + 5 - ZaunköniG - 20.06.2021 (03.10.2016, 00:16)Jan Hendrik Rübel schrieb: Die Schönheit dieses Nebels, dieses Eises, musst du mir dann im Tal nochmal erklären. Ich weiß, ich sollte mich jetzt nicht beschweren, doch war da eben nicht noch Midlife-Crisis? Dir mag es helfen, sich mal auszupowern, doch muss es immer gleich der Gipfel sein? Gern kehrte ich nochmal im Gasthof ein, statt mich von den gelegentlichen Schauern bis auf die Knochen zu erfrischen. Dies muss wohl Karma sein. Die Lust am Euphemismus hab' ich ja selbst geschürt. Und es ist wahr: Es liegen eng beisammen Schmerz und Lust Wenn dir der Körper schmerzt, ist er noch da.. Zu selten macht man sich das noch bewusst. . Altherrensommer-Tenzone 6 + 7 - ZaunköniG - 13.07.2021 (03.10.2016, 00:16)Jan Hendrik Rübel schrieb: Triumph! - Der Stolz, auf alles, was gelungen, ist Gipfelstürmern nicht allein zu eigen. Beinah spirituell beginnt es aufzusteigen, das unscheinbare Glück der Niederungen, so unaufdringlich und ganz nah am Schweigen. Kristallisiert dieses Gefühl im Wort? in einem Pinselstrich? einem Akkord? Dem Künstler, dem es dann gelingt, zu zeigen, obwohl man kaum erahnt, wie er 's gemacht, kann sich ein Grashalm in die Seele fügen. Betrachten wird Erkennen und wird Beten. Für mich ist Wanderung nicht Kampf, nicht Schlacht. Es würde mir (und meinem Knie) genügen, mir zwischendurch die Beine zu vertreten. . Altherrensommer-Tenzone 8 + 9 - ZaunköniG - 23.07.2021 (03.10.2016, 00:16)Jan Hendrik Rübel schrieb: Kann sich ein Grashalm in die Seele fügen ? Gut, doch vergiss, bei all deinem Gedenken, nicht das, was vor dir liegt: Wir steh'n inmitten goldgelber Birnen, Kürbisse und Quitten, die uns die Kraft des süßen Frühlings schenken! Die Krautflur liegt noch taunass und im Teich fett pflügt ein Karpfen durch die Entengrütze. Man zieht sich tiefer in die Stirn die Mütze... Die Gärten sind von Nebel weichgezeichnet, die Ahorne und Essigbäume loh, so als erfüllte sich erst jetzt ihr Wesen. Man könnte heute etwa Rilke lesen. Du weißt: "Der Sommer war sehr groß..." und so, doch bald kommt Frost, Erlebe noch davor den Glast von Zinnien und Blumenrohr. . Altherrensommer-Tenzone 10 + 11 - ZaunköniG - 04.08.2021 (03.10.2016, 00:16)Jan Hendrik Rübel schrieb: Die Gärten sind von Nebel weichgezeichnet, Das hast Du schön gesagt: "Zieht sich wie Streichfett..."
Ein Sonnenaufgang buttergelb - und schief davor die dunklen Erlen. Ein Motiv, wie es sich auch für Ölgemälde eignet. Es braucht wohl photographisches Gedächtnis, denn so schnell wird die Farbe gar nicht trocken. Hätt' ich ´s versucht, ich hätte längst die Brocken wieder hingeworfen. Aber schlecht ist es nicht, was all die Pleinairisten schufen. Die Sonne steigt, die Stimmung wandelt sich von Rembrandt oder Bilders zu Seurat. Ich zieh hier nur mit Bleistift Strich um Strich; Gelungenes bleibt in den Skizzen rar. Nicht jeder, der 's versucht, ist auch berufen. . Altherrensommer-Tenzone 12 + 13 - ZaunköniG - 25.08.2021 (03.10.2016, 00:16)Jan Hendrik Rübel schrieb: „Ein Sonnenaufgang buttergelb und schief“- Ein solcher Anblick, ja, der macht sicher was mit dem Menschen. Unser Öko-Blues in Schwefeldioxid, in Rauch und Ruß, beim ersten Smog-Alarm der Achtziger, fernab von großen Industrierevieren, erwischte uns auch auf dem falschen Fuß. Ozonloch, Waldsterben, die schlechten News zu Kernkraft, Krebs und zu bedrohten Tieren, scheint heute fast wie ein Präludium zur Klimakrise. - Doch die Luft ist besser. fast sauber und getestet die Gewässer.. ist es da voreilig, wenn Hoffnung aufblitzt? Nicht nur Natur treibt heut' die Menschen um in Hambach, Duisburg oder in der Lausitz. . Altherrensommer-Tenzone 14 + 15 - ZaunköniG - 06.09.2021 (03.10.2016, 00:16)Jan Hendrik Rübel schrieb: Die Hoffnung ist wie eine Droge, Mann- Sag sowas nicht! Der Mensch an sich ist gut, doch ein sehr schwacher Antrieb ist die Wehmut. Ob es was ändert, was man lässt und tut, erkennen wir zu oft erst, wenn es wehtut. Was kann der Einzelne auch schon erreichen, beim, sagen wir zum Beispiel, T-Shirt-Kauf? Schaut man auf Ökofarben oder Bleichen? Auf Löhne und den Produktionsablauf? Auf eine gute Energiebilanz? Schaut man auf Arbeitsplätze hierzulande, wenn man den Fair-Trade-Stoff aus Fernost ordert? Die Hoffnung hat so unwirklichen Glanz und Werbung spielt mit uns gern über Bande. Der Einzelne ist da leicht überfordert. . Altherrensommer-Tenzone 16 - 18 - ZaunköniG - 17.09.2021 (03.10.2016, 00:16)Jan Hendrik Rübel schrieb: Mit Überforderung brauchst du mir nicht Ein Bergbach; das sind zigmillionen Tropfen, die hier im Schotterbett zusammenlaufen auf ihrem Weg ins Tal. Doch will ein Haufen Gestein auf halbem Weg das Bett verstopfen, wie wird ein Einzeltropfen sich entscheiden? Wird er auf linker Seite vorwärts drängen? Wird er sich durch die engen Spalten zwängen? Wird er im Überschwang gar nichts von beiden versuchen und die Steine überspringen? Was ist der beste Weg? Ich glaub' man muss es als Ganzes seh'n. Das Bachbett gibt die Pflicht und Freiheit und es gilt vor allen Dingen: Der Weg des Einzeltropfen ist hier nicht vorherzusehen, wohl aber des Flusses. . |