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Francesco Petrarca: Canzoniere 279 - Se lamentar augelli, o verdi fronde - ZaunköniG - 14.11.2012 Francesco Petrarca 1304 - 1374 Italien Canzoniere 279 Se lamentar augelli, o verdi fronde mover soavemente a l'aura estiva, o roco mormorar di lucide onde s'ode d'una fiorita et fresca riva, là 'v'io seggia d'amor pensoso et scriva, lei che 'l ciel ne mostrò, terra n'asconde, veggio, et odo, et intendo ch'anchor viva di sí lontano a' sospir' miei risponde. "Deh, perché inanzi 'l tempo ti consume? - mi dice con pietate - a che pur versi degli occhi tristi un doloroso fiume? Di me non pianger tu, ché' miei dí fersi morendo eterni, et ne l'interno lume, quando mostrai de chiuder, gli occhi apersi". 279 Wenn uns der Vögel Klagen sanft betören und sich das Laub im Sommerwind bewegt, wenn sich ein Murmeln in die Wellen legt, das wir von frischen Blumenufern hören, sinn' ich der Liebe nach, und schreibe nieder, was mir der Himmel und die Erde geben. Ich seh' und höre, halte mich ans Leben, doch Seufzer geben meine Antwort wieder. Warum die viele Zeit, die Sie vergeuden? Sie zeigen Mitleid, doch warum denn bloß die traur'gen Augen und die bittren Fluten? Beweinen Sie mich nicht; ich starb in Freuden die ewig bleiben, und die innren Gluten schloss mir mein Auge auf, als ich es schloss. Petrarca / H. Coleridge: Canzoniere 279 - Se lamentar augelli, o verdi fronde - ZaunköniG - 13.09.2013 Hartley Coleridge hat in seiner Nachdichtung vor allem den Mittelteil stark umgebaut. Etwas mehr Lamento für einen pointierteren Schluss: Hartley Coleridge schrieb:Francesco Petrarca Wenn ich ihm folge, könnte das etwa so lauten: Die Vögel klagten in den Zweigen oben, die in der Sommerbrise sanft erbeben; Und dunkle Murmler sich in Wellen woben, die licht sich in die Blumenau ergeben. Wie ihnen solche Litanei entfährt, die bittersüß mein offnes Ohr erreicht, das sie hört, - wieder nicht, - den Geist erweicht, der diese Trauer liebt und gerne nährt, ersann ich Melodien auf meine Art, dass sie aus meinem Blick war, zu beklagen. Doch hat sie sich von Ferne offenbart: - "Warum vergeudest du hier Tag und Tage? Ich starb dem Leben." sagte sie, "Ich schließ die Augen und erblick' das Paradies. RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 279 - Se lamentar augelli, o verdi fronde - Silja - 15.09.2013 Hallo Zaunkönig, mein Italienisch ist nicht eben brilliant, aber ich verstehe das 2. Quartett eher folgendermaßen: [sinn ich der Liebe nach und schreibe nieder] sie, die der Himmel mir zeigt und die Erde vor mir verbirgt, [ich seh und höre] und wünschte mir, sie wäre noch am Leben, und antwortete aus weiter Ferne auf meine Seufzer/Klage. und dann: Sag, warum lässt du dich von der Zeit verzehren [sie sagt auf jeden Fall 'du' zu ihm], - sagt sie mir mitleidsvoll - etc Ganz sicher bin ich mir da zwar nicht, zumal das ja sehr altes Italienisch ist, aber meines Erachtens geht es in diese Richtung. Die Version von Coleridge ist wohl ebenfalls eher eine Nachdichtung, die wieder in eine etwas andere Bahn geht. Aber es ist ja immer schwierig, wenn man in der Sprache etwas im Dunkeln tappt. LG Silja RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 279 - Se lamentar augelli, o verdi fronde - ZaunköniG - 15.09.2013 Hallo Silja, es lohnt sich doch immer wieder, auch ältere Themen wieder hervorzukramen... Mit deinen Anmerkungen hast du sicherlich recht. Zumindest sind wir dann näher an anderen deutschen Nachdichtungen. Also dann: Wenn uns der Vögel Klagen sanft betören und sich das Laub im Sommerwind bewegt, wenn sich ein Murmeln in die Wellen legt, das wir von frischen Blumenufern hören, sinn' ich der Liebe nach, und schreibe nieder, wie sie sie Erde nimmt, die Himmel geben. Ich seh sie, hör sie, wünscht' sie wär am Leben und gäb mir Antwort auf die Seufzer wieder. "Warum willst du denn deine Zeit vergeuden?" fragt sie voll Mitleid, "ach, warum denn bloß die traur'gen Augen und die bittren Fluten? Beweine mich nicht mehr; ich starb in Freuden die ewig bleiben, und in innren Gluten schloss mir mein Auge auf, als ich es schloss. Die zweite Fassung bezieht sich ausdrücklich auf Hartley Coleridge, damit ich mit seinem Sonettwerk weiterkomme. Zumindest die zu Lebzeiten veröffentlichten Sonette habe ich nun vollständig nachgedichtet. Liebe Grüße ZaunköniG |