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Auf die Thränen
#1
Auf die Thränen


DV treuer Augensafft! wann ich schier gar verschmachte /
in Ohnmacht sink dahin / so spritzstu in Gesicht.
Du bist bey mir / wann ich bin bey mir selber nicht.
Sonst alle Labnuß ich / nur deine nicht / verachte.

Du Brunn der wahren Lieb'! in dir / ich GOtt betrachte /
ja neben mir erblick' in seinem gnaden-Liecht.
Ich senk / ertränk in dir die Noht / die mich anficht /
du Herzgrund-Rotes Meer / den Sündhund dir auch schlachte.

Die Tugend-Thetis / so bewohnet deinen grund /
wann Vnglück mich verfolgt und ich in dich mich stürze /
nimmt in ihr Königreich mich auff / mir zuflucht gunnt.

Du trauer-saure flut / mein Leben mir verkürze!
ihr Thränen / trennet mich von diesem Jammer Ort!
als Perlen / Diamant werdt ihr mich zieren dort.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Auf eben dieselben


GLeich wie der Wolken last in tropfen sich verlieret:
also mein Vnglück auch durch Thränen Regen-fällt.
als HaubtPlejaden / sie zu feuchten sind bestellt /
der Gottes Güte Land das hülff-blüh dann gebieret.

Diß quälend Wellen-Meer an wunsches Port offt führet.
Der Buße Muschel Perl in seinem schoß es hält /
zu dem die Amber sich / das Ruf-Gebet / gesellt.
Offt man darinnen mich / gleich als im Felsen / spüret:

Sonst treibt die Wasserkunst offt grosses Räderwerck.
Ach daß mein weinen doch auch GOttes Raths-Rad triebe /
daß er dem Sternen gang ein gut geschick vorschriebe!

Ach Thränen hättet ihr doch zuverbrennen stärk
die starken Vnglücks band. Seyd ihr doch siedend heiß:
kühlt auf das wenigst nur die hitz / weil ihr auch Eyß!



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#3
Auch über die Thränen


ERleuterung der Angst / des Herzens Ringerung /
der schmerzen Wolkenbruch / der Trauer-Augen Regen /
ihr Thränen! die ihr seyd / wann sich die Winde legen /
die Seufzer / da das Herz vor Aengsten schier zersprung!

Ihr seyd recht zwischen Furcht und Trost die dämmerung.
Mit sorgen seet man euch diesen Vnglücks wegen:
doch bringt ihr manches mal deß reichen Glückes Segen /
aus ursach / weil eur Fluß die Himmels Fäst durchdrung.

Deß Himmel-Regens Zweck / ist fruchtbarkeit der Erden /
da dann der früchte Frucht GOtt wider geben werden /
Lob' / Ehre / Preiß und dank / mit worten und gebärden.

Die Thränen / dienen auch / zu wahrer Tugend Zucht /
erweichen Gottes Herz und bringen freuden Frucht.
Durch sie / nimt aus dem Sinn die kummernus die Flucht.



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#4
Auf eben selbe


DIe Sonn hat diese art / daß sie die feuchtigkeiten
aufziehet in die Lufft /
aus tieffer Erden Grufft /
und kan durch ihre hitz sie allgemach verleiten /

wann sie noch hoch am Tag / bringt also schöne zeiten /
den holden Bisem-tufft
der aller kurzweil rufft /
und bleibt Wind / Regen / Blitz und Donner auf der seiten.

Die Göttlich gnaden brunst
zieht auf der Thränen dunst /
wann sie nach Gottes will'n uns lieblich pflegt zuscheinen /

und kehrt in Geistes freud
die trübsal dieser zeit.
So muß sich GOttes gnad mit unser Noht vereinen.


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