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Erinnerung an Venedig (2)
#1
Erinnerung an Venedig 


I.

Ruh’n still im Abendglanze die Cadoren,
Des Alpenzuges letzte Hügelgruppe,
Da strebt, als ob ein Falter sich entpuppe,
Mein Herz meerüber nach des Westens Thoren.

Und in der Meeresferne still verloren,
Streift ab mein Aug’ des Erdenstaubes Schuppe;
Da dämmert ihm San Marco’s Silberkuppe,
Die Mondesstrahlen wunderbar umfloren.

Und liebe Stätten, altgewohnte Pfad
Der Zauberstadt, sie tauchen auf, es schimmert
Der Fackelkranz, es wimmeln die Gestade.

O Wunderbrücke, die die Nacht mir zimmert,
Du zeigst zu oft mir jene Serenade,
Und, ach, das Aug’, das mir im Schwarm geflimmert!


II.

Ein Auge war es, schwarz und mitternächtig,
Und taghell doch, das Aug’, dem ich ergeben:
So liebefeucht, so mild in süßem Beben,
Und doch so kühn, so stolz, so zaubermächtig.

Was war des Mondes Scheibe, rein und prächtig,
Was war mir der Piazzetta rauschend Leben
Und aller Gondeln meergewiegtes Schweben?
Ich schaute sie, von süßer Flamme trächtig.

Die Melodie’n, der Glanz, des Aethers Milde,
Das Alles schien von ihr nur herzufließen,
Und blieb verknüpft mit ihrem lieben Bilde.

So mußt’ ich mit ihr all’ die Pracht verschließen
In meines Herzens Zauberspiegelschilde,
Zu steter Sehnsucht schmerzlichem Genießen.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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