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Die Chinesische Schreibstube
#1
Die Chinesische Schreibstube
gesehen im Landesmuseum Hannover


Kalligrafie I.


---------------------------------Umgeben von zehtausenden Schriftrollen
---------------------------------habe ich schon immer angenehme Tage verbracht.

---------------------------------Vor dem Fenster begleitet die Folge von Abend-
---------------------------------und Morgendämmerung das Verrinnen der Jahre.

------------------------------------------------------------------ Lu You 1125 - 1209



Ein schönes Umfeld, eine Atmosphäre
mit Stil und prallvoller Gelehrsamkeit,
wo alles seinen Platz hat - und die Zeit
dies alles zu vergessen... Ja, was wäre
der Kalligraph, der sich nicht fokussiert,
als irgendjemand, den man sieht beim Schreiben.
Mit Sorgfalt gilt's die Tusche schon zu reiben,
weil Sorgfalt solcher Kostbarkeit gebührt.

Es ist die Achtung vor dem Material,
dem Wert, der allen Dingen innewohnt,
die aus dem Schreiber einen Meister macht.

Er schaut und lernt, spürt tiefer jedes Mal;
auf einstmals Unscheinbares gibt er acht,
bis Kleinstes ihm mit höchstem Ausdruck lohnt.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
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Kalligraphie

2


Sie zählen zu den wertvollsten Geschenken:
Vier Kostbarkeiten: Pinsel und Papier,
Reibstein und Tusche. Keines dieser vier
ist je alleine, nur für für sich zu denken.

Bedenke schon, wenn du die Tusche reibst,
wie deine Hand hernach den Pinsel führt.
Ist eher glatt, ist stärker strukturiert
das Blatt, auf das du deine Verse schreibst?

Ein Tropfen zu viel Wasser schon verdirbt
den Strich, der sofort ausfranst und zerfließt.
Zu wenig Wasser und der Strich wird hart
und trocken. Sei der Liebende, der wirbt,
nicht geizig, aber maßvoll, - der genießt
und gibt - auf seine ganz ihm eigne Art.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
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Kalligraphie

3


Da ist die leere Blatt und der Geruch
von frischer Tusche. - und der Drang zu Schreiben.
Auch dem geübten Schreiber wird's so bleiben:
Es fühlt sich immer an, wie ein Versuch;

Ein einziger, der ihm gestattet ist.
Mag sein, dass er genügend Tusche hat,
genügend Pinsel und genügend Blatt
Papier, doch besser, wenn er das vergisst,

denn was er schreiben will, soll einzig sein,
sind auch die Worte tausendfach gebraucht.
Sein Strich schreibt jedem seine Seele ein:

Ein Liebender, der sein Bekenntnis haucht,
braucht keine neuen Worte, doch dafür
den Augenblick, die Spannung und Gespür.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
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Kalligraphie

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Den ganzen Textblock denke dir zentriert.
Aus Linien ein haltbares Geflecht:
Die erste Linie zieh waagerecht,
in Druck und Tempo sorgsam austariert.

Dies ist die eins. Sie steht für den Beginn,
an dem sich alles Folgende entscheidet.
Das Maß, an welchem sich das Auge weidet,
gibt diese Linie vor. Dies ist ihr Sinn.

Erlerne sie zunächst nach Brauch und Sitte,
jedoch verharre nicht in Förmlichkeit.
Hast du verinnerlicht präzises Messen,
so kannst du das Gesetz beinah vergessen.
Was Zwang gewesen ist, wird Leichtigkeit
und schenkt der Schreibhand die Balance und Mitte.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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