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Mathesis (2)
#1
Mathesis

I.


Wer tritt mit dir, Mathesis, in die Schranken?
Du weißt beseelt von hohem Selbstvertrauen
Ein Ganzes strenggegliedert zu erbauen,
Das innerlich sich trägt und nicht mag schwanken.

Phantasmen, Ausgeburten einer kranken
Einbildung, sind dir ein gerechtes Grauen;
Mit hellen Augen lehrst den Geist du schauen
In klarer Form tiefsinnige Gedanken,

Was da sich zählen, wägen läßt und messen,
Ist billig deinem Scepter untergeben;
Doch wenn du das geheimnisvolle Weben

In der Natur, des Geistes freies Streben,
Gewaltsam willst in deine Formeln pressen,
Was sinnreich du erdacht, es wird vergessen.


II.

Du hast die Kräfte sinnreich nachgewogen,
Die in den Körpern auf- und niederwallen;
Klar ist dir das Gesetz, nach dem sie fallen,
sich heben, schweben, schwingen sich im Bogen.

Nie hat dein scharfes Auge dich betrogen:
Du zählst die Schwingungen, eh sie verhallen,
Wägst was gestaltend lebt in den Krystallen,
Den Sternen messend bist du nachgeflogen,

Hast vorgezeichnet seinen Weg dem Lichte;
Daß Zufall herrsch’ im All, unstetes Schwanken,
den eitlen Wahn macht deine Kunst zu Nichte:

Das Höchste zeigst du in gemessnen Schranken,
Enthüllst siegreich nach Maß, Zahl und Gewichte
Der Gottheit allanordnende Gedanken.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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