Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Noryssa - Ein Sonettenkranz aus den norischen Alpen
#1
Noryssa

Ein Sonettenkranz aus den norischen Alpen

Dahin.


Der Adler flieget gern zur Heimathstätte,
Sagt dir ein alter Spruch aus deutschem Munde.
Ach, wenn ich nur gleich ihm auch Schwingen hätte,
Ich zöge schnell nach jenem Thalesgrunde ;

Ich höb' die Flügel nach der Bergeskette,
Die ihn umschließt in schauervoller Runde,
Und forschte nach dem stillgeheimen Bette,
Und ruhte dort von meiner Pilgerstunde.

So mächtig zieht's mich fort zum lieben Thale,
Als rief mir's zu aus seinen Blumengründen:
Bey mir wirst Du das Glück des Friedens finden,

Ich reiche Dir der Freude Nektarschale,
Und will des Liedes Quellen Dir erwecken,
Die sich in tiefer Dichterbrust verstecken.“


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#2
Die Sehnsucht.

Du kennst das Volk, dem namenlos Verlangen
Nach seiner Heimath einst entlockte Klagen?
In Liedern die Geliebte zu umfangen,
Erlag's dem Schmerz in jenen Persertagen.

Wenn sie von Gilead und Horeb sangen,
Und auf den Knieen innig flehend lagen,
Erschien des Thales Bild in Jugendprangen,
Und mahnte ſie, der Trennung Schmerz zu tragen.

In Sonnengluthen rauschen ihm die Quellen
Des Gilead und winken süße Reben
Mit Heimathblüthen aus den Silberwellen;

Der Zedern Häupter wehen Kühlung nieder,
Die Heimath schmiegt sich um die müden Glieder,
Um Tröstung in den Bildern ihm zu geben!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#3
Die Heimath.

Der Alpensohn, entrückt den Blumenmatten,
Gewohnt zu wandeln nur auf Schwindelstegen,
Er sehnt sich nach der Heimath Fichtenschatten,
Die riesenhaft am Hange sich bewegen;

Der engbegränzten Hütte dünne Latten,
Gepeitscht vom rauhen Nord und Schauerregen,
Weil seine Kindheit sie umschlossen hatten,
Pocht ihnen warm das Herz mit treuen Schlägen!

Er zaubert sich in ihre stillen Räume,
So fern er schweift von dem geliebten Lande,
Auf Rosenſchwingen selbst geschaff’ner Träume,

Und breitet vor sich aus die Luftgefilde
Mit ihrer Quellen reinem Silberbande,
Und schwelget seelig in dem Sehnsuchtbilde!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#4
Der Bund.

So schlug ich dreymal an der Laute Saiten,
Den Dichtergruß voraus in's Land zu senden,
Wo sie nach frommem Brauch ihn freundlich deuten,
Willkomm mir bietend mit den Bruderhänden.

Dein Geist, Geliebter! soll mich dort geleiten
Hinauf zu unsrer Thäler Felsenwänden,
Gedenk der hingewelkten Jugendzeiten,
Dem treuen Bund ein Blumenfest zu spenden.

Du wandle neben mir durch Thal und Auen,
Und wo ich irre, will ich Dir vertrauen;
Du sprichst zu mir mit freundlichem Geflüster,

Wie einst, als in der Almennächte Grauen
Dort an der Flamme traulichem Geknister
Wir fest umschlungen saßen, wie Geschwister.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#5
Hand in Hand.

Es ist mein Lautenklang Dir zugeflogen,
An Deinem Grabeshügel sinkt er nieder,
Und weilet dort, von Schmerz in sich gebogen,
Und fragt um Dich und um verklung'ne Lieder.

Das dunkle Loos war früh Dir zugewogen,
Dich traf zu bald das tödtliche Gefieder;
Um tausend Güter hat es Dich betrogen,
Und was es nimmt, das gibt es nimmer wieder.

So laß den Laut der Klage zu Dir dringen!
Am alten Römersitze, bey Ruinen
Begeg'ne Geist dem Geist auf Aetherschwingen,

Als friedliche Begleiter sich zu dienen,
Die das Vergangne deuten aus dem Leben,
Und von der Gegenwart zum Einst entschweben!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#6
Im Berge.

Und Blumen sprießen, reich an süßen Düften,
Und Lorberbäume rauschen an den Quellen,
Die Freude wallet in den Marmorgrüften,
Die Waffenschmuck und Demantglanz erhellen.

Da jubelt's auf zu mitternächt'gen Lüften,
Wenn sich zum Zug die rothen Fahnen schwellen;
Die Heldenschwerter klirren an den Hüften,
Und in den Sälen braußt's, wie Stromeswellen.

Gemahnt's den Kaiser, wieder aufzubrechen?
Will einen neuen Römerzug er wagen,
Auf's Neue sich am Völkerhirten rächen,

Dem er das schöne Land im Zorn verwüstet!
Laß ab, erwecke nicht die alten Klagen,
Wenn Dich nach neuem Schlachtenruhm gelüstet!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#7
Die Nacht im Dome.

Hinein zum Dome magst Du friedlich ziehen
Um Mitternacht mit Deinen Kriegerschaaren!
Die Orgeln donnern und die Ampeln glühen,
Am Hochaltare singt in bleichen Haaren

Der Völkerhirt: "Es soll der Frieden blühen,
Auf, laßt uns vor des Kaisers Zorne wahren!"
Und Funken aus dem Weihrauchfaſſe sprühen
Hinauf zum Herrn, zu wenden die Gefahren!

Der Kaiser kniet im Schmuck auf sammtnem Kissen,
Ihn rührt der Menge tiefe Andachtstille.
Wo ist mein Bild? Wie Nebelduft zerrissen

Entfloh es mir, ich stehe auf den Fluren
Vor dir, du Riesenfels! in Blumenfülle,
Und forsche sinnend nach des Kaisers Spuren.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#8
Das Lied vom Untersberg.

Der Sänger *) ist mir auch dahingegangen,
Der deine Mähren wunderbar gestaltet.
Als Jüngling trug ich einst ein heiß Verlangen,
Mir wär' des Liedes Gabe so entfaltet!

Wie staunt' ich deiner Bilder reichem Prangen?
Welch hoher Geist hat einst in dir gewaltet?
Ich sah der Helden Schmuck und gold'ne Spangen
Und ihre Jugendkraft, die nie veraltet!

Dein Lied, von dieses Wunderberges Mähren,
Vom Fürsten **), der die Marmorburg bestieg,
Begeistert wird's der spätste Enkel hören,

Und immer feyert es der Dichtung Sieg,
Die in des Fürsten herrlichem Gemüthe-
Seit jenen Tagen wundersam erblühte!



*) Dr. Aloys Weissenbach.
**) König Ludwig von Bayern
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#9
Der Marmorbruch.

Dem Fürsten ist des Berges Geist geneigt,
Und spendet immer reiche Marmormassen,
Weil er verwandt dem Kaiser sich erzeigt,
Das Große kühn und mächtig zu umfassen.

Der Kaiser schaut herab von den Terrassen,
Die Stirne rings vom Lorberreis umzweigt.
Er würde nimmermehr den Löwen hassen,
Den er so tief in grauer Zeit gebeugt.

"So nimm den Marmor aus den tiefen Schachten,
Dein Geist erschafft aus ihm des Ruhmes Säulen,
Sie ragen hoch bey dir in langen Zeilen.

Des Freundes würdig ist dein hohes Trachten,
Der einst mit mir der Thaten Ruhm getheilt,
Und segnend über deinem Haupte weilt!"


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#10
Die Mahnung.

"Ich sah, wie Du in diesem Thal erblüht,
In üpp'ger Manneskraft, nach Großem sinnend,
Wie für des Friedens Thaten Du geglüht,
Das Unerwartete mit Muth beginnend.

So hege fort, was nimmermehr entflieht,
Das Reich des Schönen, edlen Sinns gewinnend,
Das ew'ge Kronen um die Stirnen zieht,
Mit heil'ger Glut um seinen Zauber minnend.

Doch, ruft der Krieg, entfalte Deine Fahnen!
Der Leu, der siegreich oft mit mir gezogen,
Soll Dich an seine Kriegesthaten mahnen!

Nicht immer darf der Künste Ruhe schalten,
Der König huldigt auch des Kriegs Gewalten,
Denn Palm und Lorber sind ihm zugewogen!«


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#11
Die Einladung.

Du magst den neuen Bund des Friedens hegen,
Und oft zu meinen Marmorhallen kommen!
Geheime Zwiesprach will ich mit Dir pflegen,
Und meine Nähe soll Dir, Edler, frommen!

Laß immer hin die Massen fortbewegen
Zum Ruhmesbau, was Du dazu genommen
Geleitet gern mein Geist mit Vatersegen,
Denn mir auch war des Hohen Glut entglommen.

Mir ließ es nicht die Schwerterzeit erkeimen,
So warm es mir in dieser Brust geschlagen,
Nicht schwelgte mir der Sinn in heitern Räumen;

Mich hat des Krieges Flamme fortgerissen,
Auf Sturmesflügeln rauher Zeit getragen,
Vermocht' ich nicht das Leben zu versüßen.“


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#12
Der Kaiser und der Sänger.

Der Kaiser geht jetzt heim zur Tafelrunde,
Und sinnet dort im innersten Gemach,
In seines Herzens tiefbewegtem Grunde
Der Saat der ausgestreuten Thaten nach.

Er geht herfür zur schauervollen Stunde,
Und immer hält er seine Krieger wach;
Ertönt der Ruf aus seinem Donnermunde,
Erdröhnet im Gestein ein lautes Ach.

Der Sänger naht sich dann mit seiner Laute,
Und setzt sich traulich zu dem Kaiser hin
Die Locken bleich, den Lorber ewig grün.

"Erwecke mir zum Lied die süß Vertraute,
Du magst von den Jahrhunderten mir singen
Und Lust in meine Marmorkammer bringen!"


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#13
Die Fürstenquelle.

Sey mir gegrüßt, des Berges heil'ge Quelle !
Einst taucht' ich mich in deine Silberfluthen,
Und wiegte mich auf deiner sanften Welle,
Zu kühlen mir der Jugend heiße Gluthen.

Der Kaiser schickt dich aus geheimer Zelle,
Und flügelt dich, seit ihm die Kriege ruhten,
Zu raschem Lauf mit wundersamer Schnelle,
Und läßt nicht ab, dich rastlos zu ermuthen.

Dich krönt seit jener Zeit ein hoher Name,
(Denn Fürstenquell bist du seit ihm genannt)
Und trägst um deine Stirn ein Demantband.

Die Wolke senkt sich von dem hohen Drame, *)
Und nächtlich bringt sie dir geheimen Gruß,
Und stürzt in deinen Schooß mit warmem Kuß!



*) Der hohe Dram - ― auf dem Untersberge.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#14
Die Schlacht *).

Der Franke zog daher wie Ungewitter,
Das blutige Jahrhundert lag im Scheiden,
Es seufzte noch, wie stilles Harfgezitter,
und lächelte zu überstand'nen Leiden.

Da schaut' ich aus der Jugend Rosengitter
Durch Wolkengraun in's Feenland der Freuden!
Von Thaten träumt' ich, wie ein junger Ritter,
Um Liebesglück und Liederlohn zu neiden.

Die Heere kämpfen, ferner Donner rollt,
Der Tag versinkt in tiefe Pulvernacht,
Und auf den Lorbern ruht die müde Schlacht.

Ich aber hab' mit keinem Feind gegrollt,
Ich sah den Sieger zieh'n von Hohenlinden,
Als käm' er aus der Dichtung Labyrinthen.



*) Schlacht am Untersberg, den 12. December 1800
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#15
Die Genien


O schönes Träumen mitten unter Thaten,
Die wild und hehr der Erde Kreis durchzogen!
Zu hoffen gab es dort, nichts zu errathen,
Dem Kinde war das Leben selbst gewogen.

Ich stand im Schutze treuer Doppelpathen,
Aus Himmelsräumen kamen sie geflogen,
Die ein gelindes Loos für mich erbathen,
Mich schlossen in der Arme linde Bogen.

Ihr kennt sie wohl! Seit jenen Kindestagen
Bewahr' ich sie im kindlichen Gemüthe,
Vom rauhen Sturm des Lebens fortgetragen.

Dort heg' ich sie wie eine zarte Blüthe,
Die nie verwelkt an duft'gen Lenzeszweigen,
Denn ew'ger Lenz ist ihrem Leben eigen. -



.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#16
Die Braut.

Am Dorfe kömmt die Glan dahergegangen!
In tiefen Ufern rauscht der Wogen Fülle;
Doch langsam wandelt sie, vom Strauch umfangen,
Mit abgemess'nem Ernst und tiefer Stille.

Was zögerst du? Was hemmt dich für ein Bangen ?
Wie munter ist am Berge dein Gequille,
Wo Gnomen dich als heit'res Kind umschlangen,
Und zärtlich pflegten dich in Schleierhülle!

Da aussen harrt der Bräutigam und lauschet,
Er will die Braut in seinen Armen wiegen,
Und sich zu ihr im Silberbette schmiegen.

Laß rasch die Wogen zieh'n! Beglückte, tauschet
Bald Kuß um Kuß, fern an des Ostens Thoren
Wird eu'rem Bund der schöne Sohn geboren!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#17
Der Erzhirt *).

In deinen Ufern stand der Bayern Heer,
Der Erzhirt zittert vor der Bauern Schaaren!
Es wogt um ihn ein weites Waffenmeer,
Den Bauer treibt es von den stillen Laren;

Erkämpfen will er sichere Gewähr
Für Menschenrecht, die Freiheit will er paaren
Mit seinem Loos, in Knechtschaft nimmermehr
Den ungemess'nen Hohn des Herrn befahren.

Doch wie sie furchtbar dräu'n des Bauers Waffen,
Das Schwert der Bayern hat sie schnell gebrochen,
Denn Bayern-Muth versteht es, Sieg zu schaffen.

Der Bayern Ludwig hat die Schmach gerochen,
Die Horden flieh'n, der Erzhirt steigt hernieder
Von hoher Burg und herrscht in Frieden wieder!



*) Erzbischof Matthäus Lang.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#18
Der Zug.

Auf, Freunde, laßt in's Himmelreich *) uns ziehen,
So nahe liegt's, die grünen Pforten winken!
Werft ab den Kummer und des Lebens Mühen,
Aus Blumenkelchen Wonnerausch zu trinken!

Pokale werden Euch entgegen glühen;
In ihre Tiefen darf der Geist versinken!
Wie, seht Ihr nicht die Freude-Sterne sprühen,
Den müden Gast die bleichen Wangen schminken?

Heraus, Du Meister aus der trauten Stube!
Laß Deinen Meisel ruh'n! Wo ist der Bube,
Der uns den Wein in tiefe Becher schenkt?

Wir sind im Himmelreiche, Freunde, denkt!
Es faßt viel Glückliche sein schmaler Raum,
Doch reicht er aus für einen Himmelstraum!



*) Die Wohnung des Steinmetzen "Himmelreich" genannt.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#19
Einst!

Der Römer baute sich in diese Fluren
Die stolze Villa, da er noch regieret.
Es forscht des Wandrers Auge nach den Spuren,
Wo er die Braut sich in's Gemach geführet.

Hier flehte er zu seinen Dioskuren
Wenn festlich den Altar er hat gezieret,
Und opferte den Laren und Lemuren,
Das Römerherz vom frommen Wahn gerühret!

Ach, keine Villa lacht dir mehr entgegen,
Und keine Marmorsäule steigt empor,
Gemeiselt von des Meisters schweren Schlägen!

Es glänzt ein unermess’ner Blumenflor,
Die Aehre wankt im blühenden Gefild,
Das Rom und seine Größe nun verhüllt!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#20
Die Römer-Villa

Heraus vom Himmelreich! Was sich begeben,
Das müßt Ihr, Freunde, mit dem Wandrer schauen!
Gewandert, Freunde, lasset nur das Schweben!
Es will sich eine Römer - Villa bauen!

Auf, helft des Pfluges Wucht vom Grunde heben!
Was blickt Ihr so mit ängstlich bangem Grauen!
Will ein versunkenes Jahrtausend leben,
Mit seinem wilden Strom zurücke stauen?

Des Pfluges Schar, die tief zur Erde drang,
Sie hat des Römer Villa uns entdeckt,
Der Pflüger hat vom Tode sie erweckt.

Horch! tönet nicht ein süßer Flötenklang?
Hervor, Ihr Römer, aus den tiefen Grüften,
Auf, labt Euch an des Lenzes Morgendüften!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#21
Ariadne *).

Es eilt der Fürst heran, der hoch und kühn
Des Berges hohe Scheitel hat erstiegen,
Der eignen Jugend Scheitel frisch und grün,
Und groß geworden unter Kampf und Siegen.

Wohl böt' er nun den Arm der Römerin
Und rief': Du darfst mir nicht im Grabe liegen!
Des Lebens Spuren alle sind dahin,
Nur die Zerstörung lebt aus fernen Kriegen.

Und sieh! Es hebt sich blumiges Gewinde
Von bunten Marmorwürfeln aus dem Schooße,
In Farben schimmern Ariadne's Loose!

Ach, Theseus flieht, seht dort der Locken Binde!
Das Grab zerstörte nicht der Liebe Schmerz,
Und immer pocht der Griechin noch das Herz!



*) König Ludwig, damals Kronprinz,
beschützte die Ueberreste der Villa.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#22
Versunk'ne Pracht.

Wohlan, durchwandert die Gemächer, eilet!
Vernehmt ihr nirgends süße Brautgesänge?
Hat sich kein Gast in diesem Raum verweilet
Und schläft nach einem festlichen Gepränge?

Folgt mir durch diese Trümmer, einst umsäulet
In hoher Pracht, durchforschet alle Gänge!
Ach, der Vandale hat einst hier geheulet
In Kriegerwuth und blutigem Gemenge!

Seht dort am Boden glühende Guirlanden!
Sie schimmern hell von Meisterhand gewoben,
Sie trotzten der Vandalen rohen Banden.

Und wie der Villa Schmuck ringsum zerstoben,
Ist auch der lezte Römerlaut verklungen
In dieses Blumenthales Niederungen!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#23
Des Kaisers Wort *).

Umdacht mir, spricht der Fürst, die heil'gen Reste!
Ich will sie schützen diese Römermale!"
Denn überall das Höchste und das Beste
Beschirmt sein Geist mit mildem Götterstrahle.

Da feyert Deutschland stolze Siegesfeste,
Und singt des Korsen Sturz bey dem Pokale.
Es grünen jezt des deutschen Baumes Aeste!
Der Kaiser ruft aus seinem Marmorsaale:

"Mein deutsches Volk! Du bist erwacht vom Schlummer!
Du hast der Knechtschaft Fesseln kühn zerschlagen!
Wohl beugte mich Dein Loos mit tiefem Kummer!

Nun blühet Habsburg's Stamm! Es sey dem Löwen
Der Glanz der alten Würde heimgegeben,
Wie in der ersten Kraft uralten Lagen!"


*) Kaiser Friedrich Barbarossa
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#24
Das Scheiden *).

Der junge Fürst verläßt die Lustgestade
Des Salzachstroms, wo unter Blüthenzweigen
Sein Sinnen oft belauschte die Najade,
Verlor er sich zum stillen Dichterreigen.

Der Wandrer sucht zum Römersitz die Pfade.
Da ruft es ihm: "Er ist nicht mehr sein eigen,
Nichts findest Du von jenem Römerbade,
Und Ariadne wird sich nimmer zeigen.“

Wo zog sie hin? zum Land der Austrionen,
Zum heit'ren Volk, zum sinnigen, zum treuen,
Dem Lied und Kunst der Sorge Mühen lohnen,

Und Lust und Scherz in's Leben Rosen streuen;
Wo immerfort die Rebe Freuden spendet,
Und jeder Tag mit Vollgenuß sich endet!



*) König Ludwig, damals Kronprinz


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#25
Palingenesie.

O wechselvolle Zeit, die nie gestattet,
Daß Völker engverbrüdert sich umschlingen!
Den Frieden gabst du endlich, kampfermattet,
Du düst're Sphynx, dich selber zu bezwingen.

Weil mit dem Frieden sich das Schöne gattet,
Erblüht des Geistes herrliches Vollbringen!
In Blüthenhallen darf, vom Lenz umschattet,
Der deutsche Barde seine Lieder singen.

Und deutscher Muth und Sinn darf wieder schaffen,
Hinauf in Lied und That zum Himmel streben;
Zur Erde zogen ihn die rauhen Waffen!

Aus eig❜ner Fülle quillt ihm reiches Leben,
Doch nicht die Gegenwart weiß ihn zu lohnen,
Der Tod erst reicht dem Deutschen seine Kronen. -


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#26
Lied und Ruhm.

Hab' ich geschmollt? Mir will es nicht behagen,
Daß unerkannt mein warmes Lied verhauche?
Ihr kennt den Wunsch, ich möchte Kronen tragen,
Und schmücken mich nach altem Dichterbrauche!

Ich mag nicht länger grollen mehr und zagen,
Und sing' der Amsel gleich in dunklem Strauche -
Will mit den Nachtigallen leise klagen,
Bis ich hinab zum Strom der Lethe tauche.

Laßt mich des Heimatthales Rosen pflücken,
Weil mir nicht darf ein Lorberreis erblühen,
Ich will sie tief in meine Stirne drücken,

Mit diesem Kranz durch Thal und Auen ziehen,
Wo ich in heit'rer Lust mich einst ergangen,
Noch unbekannt mit eitlem Ruhmverlangen!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#27
Sie

Und hastig such' ich die geliebten Haine!
Mit hohen Gipfeln winken mir die Fichten,
Und Blumenkelche grüßen mich am Raine,
Als wollten sie Geheimes mir berichten.

Da blitzt es auf als wie im Morgenscheine!
Der Wälder Dunkel fängt sich an zu lichten!
Sieh die Gestalt! Sie wandelt dort alleine
Als spräche sie mit himmlischen Gesichten.

Du bist's? Zum Himmel schauen Deine Blicke?
Kein Laut begrüßt den Du geliebt, den Treuen,
Zur Erde schwebtest, Holde Du, zurücke?

An der Verklärung soll ich mich erfreuen!
Ach, biete Deine Hand! Sieh diese Rosen,
Sie mahnen an der Liebe erstes Kosen!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#28
Der Lohn.

Sie schweigt, und schaut empor und lächelt wieder.
Es schwebt ein süßes Wort auf ihrem Munde,
Und Engels Anmuth webt um ihre Glieder,
Und Töne flöten in des Waldes Runde.

„Wohl ziemen Dir die Rosen für die Lieder,
Beginnt sie nun, komm! feyern wir die Stunde,
Die uns vereint, ich komm' zu Dir hernieder,
Und leb' mit Dir im kurzen Geisterbunde.

Nie welke Dir der Kranz, nie soll der Neid
Mit gift'gem Hauch an diese Blumen rühren!
Ich hab' ihn Dir mit ew'ger Kraft geweiht.

Gedenke mein! Des Lebens Stunden führen
Nicht immer Kränze Dir im heit'ren Reigen,
Und zieh'n an Dir vorbey mit düst'rem Schweigen!"


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#29
Vorwärts.

Sie sprach's! Ist's Trug, der sich in mir entsponnen?
Bewegt sich wiederum die inn're Welt
In ihrer Macht, und leuchten goldne Sonnen
Im Busen mir, von tiefem Gram zerquält?

Wohl mir! Die Nebelbilder sind zerronnen,
Und was dem Dichtergeiste lang gefehlt:
Auf Bergeshöhen dämmern Jugendwonnen,
Und die Entfloh'ne winkt am Sternenzelt!

Die ewig junge Braut, unsichtbar wandelnd,
Sie weht mit frischem Lebenshauch mich an:
„Vorwärts zum Ziele strebe, muthig handelnd!

Geh' kühn, wie Du begannst, die feste Bahn!
Trotz will das Leben! Trotz führt nur zum Siege,
-Ihn baut zum Ruhm' das Leben sich als Stiege. “


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#30
Die Pappel - Reihen *).

Wohin, ihr Pappeln, wollt ihr mich begleiten?
Es glänzt der Morgenstrahl um eure Kronen!
Die Aeste rauschen, sich mir auszubreiten,
Mit süßer Kühlung wieder mich zu lohnen.

Ihr wuchst empor mit mir! Des Jünglings Schreiten
Gieng rasch mit euch! Er glich dem Peleionen,
Und zürnte, wollt' man ihm die Braut bestreiten,
Und trat zum Kampf, den Gegner nicht zu schonen.

In Mayen - Anmuth blickt ihr zu mir nieder,
Erfreut der Größe, froh im Lustgedeihen,
Denn Lebensmark durchströmet eure Glieder.

Es mag der Nord die Blätter euch zerstreuen,
Euch schmückt der Lenz, und eure Kronen steigen,
Und meinem Haupte naht des Todes Schweigen.



*) Vor dem Sigmunds - Thore.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#31
Des Dichters Asyl *).

Seyd mir gegrüßt, ihr traulich stillen Grotten!
Sey mir gegrüßt, du duft'ger Strauch am Hange!
Euch such' ich ferne von der Buben Rotten,
Und ferne von Popanz und schnödem Zwange.

Ich hab' gelernt, dem eitlen Land zu spotten,
Der sich entgegenstemmt dem Lebensgange,
Des Dichters zarte Blumen auszurotten,
Die schnell entsproßten seinem Frühgesange.

Ach, eitles Prahlen greift in gold'ne Saiten,
Und leerer Prunk hält nur die Welt gefangen,
Als dürfte tiefer Sinn nichts mehr bedeuten.

Zum Höchsten streben sie hinaufzulangen,
Und ziehen es herab zu sich im Staube,
Und ach, es welkt in dem Korsarenraube!



*) Vor dem Sigmundsthore,
auf dem Pappelgange nach der Leopoldskrone.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#32
Der Eingang *).

Wie, steh' ich an des Orkus dunklem Rande?
Führt mich in's Schattenreich der Schauerpfad?
Stößt hier der Seelenschiffer von dem Strande?
Und nah' ist Sisyphus mit seinem Rad?

Wo ist der güld'ne Baum? Bin ich im Lande,
Wo einst der Held den Gang zum Orkus that,
Mit gold'nem Zweig, geführt am sichern Bande
Von der Sibyll', in Pluto's Hallen trat?

Es weht mich an aus schauervollem Grunde,
Der tief und immer tiefer niedersteiget,
Aufgähnt das hohe Thor mit weitem Schlunde;

O nimm mich auf! Der Held da oben neiget
Sein siegumglänztes Haupt, wie einst dem Kinde,
Um seine Locken noch die Unschuldbinde!



*) Das Sigmundsthor, auch Neuthor, an der Südseite.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#33
Das Standbild *).

Gruß Dir, o Held, Gruß Dir, o Sigismund!
Mein Auge schwelgt entzückt an Deinem Bilde.
Noch prangst Du herrlich in der Nische Rund,
Und blickst hinaus zum blumigen Gefilde.

Es rufet Sieg und immer Sieg Dein Mund,
Den Stab in mächt’ger Hand, voll Ernst und Milde,
Giebst Du des Lebens Heldenthaten kund,
Des Geistes Größe wählend nur zum Schilde.

Der Künstler wohnt bey Dir in Himmelsräumen;
Du hast der Seele Tiefen ihm durchdrungen,
Wie dem, der fromm Dir immer nachgerungen.

Laß mich von jener Zeit des Krummstabs träumen!
Ich will das Doppelbild zum Lied verweben,
Und mit dem Meister mich zu Dir erheben!



* Erzbischof Fürst von Schrattenbach ließ durch den
Bildhauer Hagenauer das kolossale Standbild fertigen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#34
Der Wechsel.

Dem Krummstab darf der Dichter Lieder weihen!
Er hat sich schirmend über mich gebogen,
Mich einzuführen in den Bardenreihen,
Denn Dichtern ist vor Allen er gewogen.

Du treues Volk, gewohnt Dich zu erfreuen,
Der Stürme Nacht hat oft Dein Haupt umzogen;
Lang pflegte Rhodbert's Geist Dein froh Gedeihen,
Doch immer ist er Dir noch nicht entflogen.

Da senkte sich der Adler auf die Gauen,
Er nahm das treue Volk in treuen Schutz;
Es kam der Leu zum alten Heimathland,

Er gab Dich hin dem Adler mit Vertrauen,
Versuchte nicht der Waffen kühnen Trutz,
Und knüpfte Dich an ihn mit festem Band.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#35
Des Thores Wölbung

Herein zu mir in dieser Wölbung Schatten!
Sie hat des Fürsten kühne Hand gebaut.
Es hat dein Aug' geschwelgt auf Blumenmatten,
Der Macht der Gnomen bist du anvertraut!

Das Kühne mit dem Sanften mild zu gatten,
Hat Er das Walten der Natur geschaut,
Und wie Er strebt, mit Pracht sie auszustatten,
Verkündet seinen Ruhm der Felsen laut! *)

Auf, Wandrer! fördre munter Deine Schritte,
Bald haben Dich die Gnomen frey gegeben,
Es neigt zum Ende sich der nächt’ge Gang,

Ein heit'res Wirken faßt Dich in die Mitte,
Es folgt dem tiefen Grau'n ein frohes Leben,
Und Dich empfängt des Grußes treuer Klang!


*) Das bekannte: «te saxa loquuntur» Aufschrift auf dem
innern Portale des Felsenthores.

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#36
Die Antike.

Hoch bäumt der Rappe sich! Sein Auge glüht! *)
Entzügelt möcht' er gern den Führer höhnen,
Der ihn mit Muskelkraft herniederzieht,
Vertrauend seiner Jugend mächt'gen Sehnen.

Kühn faßt die Zügel er, ihm nicht zu fröhnen,
So furchtbar jeder Blick die Flamme sprüht,
Nicht weiter darf er ihm die Schritte dehnen,
Wie immer sich die wilde Kraft bemüht.

So lasset Kraft mit Kraft der Künstler ringen,
Er bändigt sie mit stillem Ebenmaaß,
Und fesselt sie in einen Augenblick.

Das ist des Meisters herrliches Vollbringen,
Der sich den Kampf der Jugendkraft erlas:
Zur hohen Ruhe führt er ihn zurück!


*) Der Rossebändiger innerhalb dem Sigmundsthore.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#37
Der Eintritt.

So nimm mich, traute Stadt, in deine Mitte!
Erkenn' ich mich? Wo ist mein treu Geschlecht
Mit seiner angestammten, frommen Sitte?
Kein Gruß von Freundes Mund! ihr Mauern, sprecht!

Wo lenk' ich ein nach meinem langen Ritte?
Wo ist der Gastliche, so schlicht und recht,
Der sonst den Freund gelockt mit Schmeichelbitte,
Und bis zur goldnen Früh' mit ihm gezecht?

So einsam ist's in deinen heitern Strassen!
Wo ist es hin dein freudebuntes Leben,
Beflügelt von des Isters goldnen Reben?

Kaum konntest du die Fröhlichen einst fassen!
Ach, diese Fluth und dieses munt're Wogen,
Sie sind verrauscht und längst dahin gezogen!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#38
Sonst!

Du blickest sehnsuchtsvoll nach jenen Zeiten,
Wo friedlich sich der Stab des Hirten bog,
Des Lebens Lust und Fülle zu bereiten,
Sein heilig Panner um die Thürme flog!

Du denkst's, o treues Volk! wer mag's mißdeuten,
Als der Erhab'ne in die Mauern zog, *)
Fern wandernd aus Italiens Blumenweiten,
Wo er als Kind des Lenzes Düfte sog!

Wohlan, du ruhst in seines Bruders Armen,
Der dich an seine Vaterbrust gedrückt!
Dort wirst du neu erblüh'n, und neu erwarmen,

Sein edles Antlitz hat dich oft entzückt,
Und die des Herrschers Tage ihm versüßt,
Sie hat mit holdem Lächeln dich begrüßt! -



*) Kurfürst Ferdinand, Großherzog von Toskana
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#39
Das Kaiser-Paar.

Die Herrliche, entstammt den hohen Schyren,
Voll Lieb' und Huld, das Auge sanft und mild,
Sie, welche gold'ne Doppelkronen zieren,
Hat deines Thales Zauber tief gefühlt!

O segnet Sie, das Zepter lang zu führen,
Dem immerfort des Segens Born entquillt,
Der, bis die Silberfluten sich verlieren,
Auf jeder Welle zeigt ihr holdes Bild!

Ausströmt der Völker Wohl vom Kaiserthrone,
Den Sie, die Hohe mit dem Gatten theilt!
Des Friedens Palme weht an seinen Stufen,

Und liebreich flicht sie sich in ihre Krone
Den zarten Zweig, der fruchtbelastet eilt,
Das treue Volk zum Mal herbeyzurufen!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#40
Kaiser Rudolph.

Gern weilt der Dichter bey den ernsten Tagen,
Als Habsburg's Heldenstamm im Schweizerland
Herniederstieg, der Krone Schmuck zu tragen,
Und die gelöste Ordnung kräftig band.

Hoch über seine Zeit hinauszuragen,
Wie seine Burg auf steilem Felsenrand,
Hat er der Zwietracht finstern Geist geschlagen,
Und hüllte sich in purpurnes Gewand!

Rudolph, Rudolph, erscholl's in Deutschlands Gauen!
Der Sänger pries des frommen Helden That,
Als er am Klippenhang zum Priester trat,

Und ihm der Hort mit kindlichem Vertrauen
Den Rappen bot, daß durch die wilde Flut,
Zum Sterbenden er brächt' das Himmelsgut!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#41
Des Friedens Glück.

Und segnend waltet über dem Geschlechte
Des großen Ahnes ritterlicher Sinn!
Sein Herrschergeist, getragen nur vom Rechte,
Drang glühend durch der Völker Herzen hin.

Drum schützen Dich des Himmels heil'ge Mächte,
Denn um Dein Zepter blüht der Palme Grün,
Umschlungen von dem edlen Zweiggeflechte
Gedeihet Deiner Völker hoher Sinn.

Im Schooß des Friedens schaffen Deine Geister,
Sie blüh❜n um Habsburg's Thron ein Frühlingskranz!
Die Herzen, Dir durchflammt von treuer Liebe,

Gewähren Dir des Liedes hohe Meister,
Und heit'rer glüht der Farben frischer Glanz,
Als in des Hasses feindlichem Getriebe.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#42
Dem Heldenmuth.

Wer neidet Dir die glänzenden Trophäen?
Steht auf, ihr Helden! Aspern's Tag erwacht!
Entfaltet sind die Fahnen, laßt sie wehen,
Die Trommel wirbelt um der Gräber Nacht!

"Habsburg!" ertönts! Es darf nicht untergehen!
Es hebt sich wie des Morgens junge Pracht!
Dein Adler kreiset in den blauen Höhen,
Und furchtbar rauschet seiner Schwingen Macht!

Trompetenklang! Horcht, wie es stürmt und rasselt!
Hochherzig ist Dein Volk! Es kämpft und siegt,
Und Oestreich's Heldenschaaren wanken nicht.

Voran! Dort wo die Flamme wogt und prasselt,
Da tobt die Heldenschlacht; der Gegner liegt!
Drum nimm den Zweig, den Sängers Hand Dir bricht!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#43
Halt!

Wohin hat mich des Liedes Sturm getragen?
Wo schweifte hin der Geist in süßem Wahn?
Nach Vindobona's Blumenhöh'n zu jagen,
Treibt durch des Sanges Flut der Silberkahn!

„Vermessner“, ruft's mir, „laß dieß kühne Wagen!
"Zurück nach Deines Liedes stiller Bahn!
"Des Heldenliedes Saiten anzuschlagen,
„Erhebt sein Schwingenpaar der Heimath Schwan!

»Am Strome der Igonta magst Du irren,
"Hinauf nach ihren Blumenhügeln zieh'n,
"Und trunk'nen Blicks in's Thal herniederschau'n!

"Der Biene gleich darfst Du um Rosen schwirren,
"Und Dir des Liedes süße Zelle bau'n,
"So lang im Busen Töne noch erblüh’n!"


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#44
Gewesenheit.

Ich wandle still, es mahnt mich oft zum Gruße,
Doch fremd wird nur der Fremdling angeblickt!
Ach, Keiner naht zum trauten Weihekusse,
Der durch die Seele schüttert und beglückt!

Einst weilt' ich oft zu sinnigem Ergusse!
Die Lippe sang, was mich so tief entzückt,
Und aus des Herzens innerstem Verschlusse
Hob sich das Ach, mit eitler Macht erdrückt.

Vorüber eilen blühende Gestalten,
Der Jüngling schaute Dich als Rosenkind,
Als er geträumt von blumenreichen Lagen!

Flieh' hin, flieh' hin! Sein Gruß darf Dich nicht halten!
Wie seine Träume floh'n, eilst Du geschwind,
Um Dir und jenen immer zu entsagen!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#45
Das Sacellum *).

Da innen thront die Heilige, und spendet
Dem Gläubigen, um was er innig fleht,
Das Mutterauge froh zu ihm gewendet,
Vernimmt sie gern sein brünstiges Gebet.

Der Jüngling hat sich, Hohe, Dir verpfändet!
Ihm war's, als hätte ihn Dein Hauch umweht,
Als noch kein Zweifel seine Brust geschändet,
Zog's ihn in dieses stille Paraklet.

Da ward ihm Trost und Hoffnung oft gegeben,
Sein Auge hieng an Deinem Mutterblick,
Und Deine Rosenlippen hauchten Frieden.

Und mächtig glühte durch die Brust sein Streben,
Umschlossen hielt sie ja das höchste Glück,
Der Unschuld ungetrübtes, reines Leben!



*) Der Tempel des Marianischen Bundes am Universitäts-Gebäude
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#46
Madonna.

Einst eilt' ich, diese Kränze zu vermehren,
Die fromme Glut um diese Kränze schlingt,
Das Herz entflog mir zu den Engelchören,
Ich schwebte auf, als wär' ich selbst beschwingt.

Und wollte sich des Drachen Haupt empören,
Das Deines Fußes Siegermacht bezwingt,
Der heil'ge Knabe eilt, ihn zu beschwören,
Wie tückisch er auch nach dem Siege ringt.

Da thronst Du, Heilige, die keuschen Blicke
Hinauf gewendet, niederschwebt die Krone
Aus Blüth' und Blumen Deinem Haupt gewunden!

Hinauf zu Dir und nimmermehr zurücke!
Zu Dir und Deinem göttlich hohen Sohne
Zieht Sehnsucht mich in heil'ger Ahnung Stunden!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#47
Licht ohne Wärme.

Da quoll das Lied in süßen Melodien,
Aus Dichterbrust ein heit'rer Silberklang,
Wie Wellen über Blumenhügel fliehen,
Als noch dein Bild in Herzenstiefen drang.

Urbino's zaubervolle Farben glühen,
Und flöten immer himmlischen Gesang!
Der reine Sinn, der Glaube hieß sie blühen,
Der hochbegeistert nach dem Höchsten rang!

Wo ist die Zeit der hochbegabten Meister,
Die himmelwärts des Geistes Flügel trug,
Und kindlich fromm die Künstlerseele schuf?

Das Göttliche verschmähen unsre Geister,
Die Zeit des Lichtes hemmt den kühnen Flug,
Und in dem Busen schweigt des Gottes Ruf!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#48
Die Residenz.

Blick auf, du stehst am prangenden Gebäude!
Der Erzhirt, ausgerüstet mit der Macht
Hat einst ein Volk beherrscht, und ging zur Schlacht
Und zog er heim, begrüßt' ihn Siegsgeläute!

In diesen Stürmen waltete die Freude,
Und gütig hat der Fürst sein Volk bewacht!
Da zog vom Occident Gewitternacht,
Die grauenvoll der Länder Glück zerstreute.

Gebrochen lag der gold'ne Hirtenstab,
Zerschmettert ward die heilige Tiare,
Und wilder Frevel übt Vandalenwuth.

Da weint das Volk bey Rhodbert's heil'gem Grab,
Es fleht um seinen Hirten am Altare
Und klaget still mit tiefgebeugtem Muth!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#49
Der 12te Dezember 1800

Es brütet in den Gassen dumpfes Schweigen!
Der Fürst verläßt sein Volk auf immerdar,
Der zwölf Jahrhunderte sein Vater war,
Um nicht besiegt dem Sieger sich zu beugen.

Hinan siehst du die Mormortreppe steigen
Zum schimmernden Palast, zum Thronaltar
Der Franken siegestrunkne, wilde Schaar,
Sich brüstend mit des Ruhmes grünen Zweigen

In ihrer Mitte glänzt in Hochgestalt
Der edle Hort *), der Menschlichste der Franken,
Und zügelt weise seines Volkes Wuth.

Und Milde paart er sanft mit der Gewalt,
Sich selbst bezähmend in des Maaßes Schranken,
Weil dort des Geistes wahre Größe ruht!



*) Moreau.

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#50
Vorzeit.

Dein Blick durchfliegt der Fürsten lange Reihen,
Bey'm Krummstab ruht der Panzer mit dem Schwert,
Im selt❜nen Widerspiel, wie Lamm und Leuen,
Denn auch der Hirt des Glaubens war bewehrt.

Ihn zwang die Zeit, dem Kampfe sich zu weihen,
Wenn kühne Mannen ihm das Land verheert!
Umgürtet mit des Stahles ernstem Dräuen,
Beschirmt er seines Volkes frommen Herd.

Sieh, Ottokar erprobte seine Waffen,
Juvavia's Erzhirt glänzt in Stahl und Eisen,
Und ficht für Habsburgs Ruhm und Habsburgs Recht!

Den Krummstab schnell in Wehren umzuschaffen,
In Schlachten sich als Kämpe zu erweisen,
Des rühmt sich dort ein kräftiges Geschlecht.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: