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#1
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für B. M.

Der matte Morgen schien mir so vertraut,
geduldig, und das wehende Gefalt
des Türvorhanges gab durch einen Spalt
kurz etwas Körper preis. Dein Rücken schaut

mir fest entgegen, die gespannte Haut
im Nacken lenkte meine Blicke bald
zum Kinn, die finden an den Lippen Halt.
Noch ein, zwei Schritte, beinah ohne Laut;

Bis zum Erwachen wär noch etwas Zeit:
Kaum sah ich, wie du friedlich vor mir döst,
begannst du dich zu mir herumzudrehen.

Du lächeltest mich an, fast tat's mir leid;
Gern hätt' ich dich noch etwas schlafen sehen,
gäb' ich mich einem Weinen, das erlöst.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

das Gedicht lässt mich etwas zwiespätlig zurück. Den Gegensatz von Voyeur und Weinen bekomme ich nicht ganz auf die Reihe.

Einzelne Punkte:
Türvorhanges. Hört sich an, als wäre da ein Vorhang einer Tür vorgeschaltet. Falls das so sein soll, ok. Vorhangstoffes ?

Quartett zwei

zum Kinn, die finden an den Lippen halt

ist "die" ein Tippfehler?

"weinen" im Schlusssatz müsste m.E. groß geschrieben sein? Wie gesagt, für mich ist es nicht passend gemischt. Entweder mehr Trauer beim Gucken, oder kein Weinen am Schluss.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

Zitat:das Gedicht lässt mich etwas zwiespätlig zurück
Etwas zwiespältig war auch das beschriebene Gefühl.

Zitat:Hört sich an, als wäre da ein Vorhang einer Tür vorgeschaltet.
Es war dort kein Türblatt im Türrahmen, sondern nur der besagte Vorhang. Vielleicht fällt mir da noch etwas passenderes ein, mal schauen.

Zitat:zum Kinn, die finden an den Lippen halt

ist "die" ein Tippfehler?

Das 'die' bezieht sich auf die Blicke, die vom Nacken übers Kinn zu den Lippen gewandert sind und dort Halt finden.

Zitat:"weinen" im Schlusssatz müsste m.E. groß geschrieben sein? Wie gesagt, für mich ist es nicht passend gemischt. Entweder mehr Trauer beim Gucken, oder kein Weinen am Schluss.

Ja, das habe ich befürchtet, das die Schlußzeile nicht so eingängig ist, aber weinen kann man ja nicht nur aus Trauer. Wie schon oben geschrieben war es ein zwiespältiges Gefühl, undc keineswegs war dort Trauer dominierend. Vielleicht ist das Weinen in der Schlußzeile aber an zu prominenter Stelle.

Erstmal Danke für ein Feedback, ich werde mir den Text sicher später nochmal mit etwas Abstand betrachten.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Ihr beiden,
ich habe bei diesem Sonett den Eindruck eines Traumes. Denn zuerst guckt der Dichter durch den Vorhang (der lässt mich an eine Umkleidekabine denken?) Und dann liegt er plötzlich im Bett und schaut zu, wie sie schläft. War der erste Teil ein Traum, oder ist das ganze ein Traum?

Und dann ist er vielleicht traurig, weil es nur ein Traum war?

Das soll aber keinesfalls eine Kritik sein, sondern nur sagen, wie es auf mich wirkt. Etwas mysteriös, also, aber das ist ja nichts Negatives.

Gruss
Silja
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#5
Hallo Silja,

Dass Begriffe wie Vorhang oder alternativ auch Schleier mit Traum assoziiert werden können, da gebe ich dir recht, aber gemeint war es ganz real.
Zur Trauer: Einerseits, das Bewußtsein daß es ein flüchtiger Moment ist, eher früher als später würde sie sowieso aufwachen, und andererseits, weil für den Moment nicht mehr Nähe möglich war, als 'nur' dieses Anschauen.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Nachdem ich auch von anderer Seite angesprochen wurde, daß das Weinen in dem Kontext verwirrt, habe ich mich dann doch zu einem alternativen Schluß durchgerungen:


Du lächeltest mich an, fast tat's mir leid;
Gern hätt' ich deinem Schlaf noch zugesehen,
der mich in seinen Bann zieht und erlöst.


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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