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Noryssa - Ein Sonettenkranz aus den norischen Alpen
Des Sängers Geisterruf.

Der Sänger ist in's Heimathland gegangen;
Es weint der Fürst, es trauert selbst der Hain,
Wo seiner Laute süße Töne klangen,
Saß er am Quell im gold'nen Abentschein.

Er sah den Lenz mit neuen Blüthen prangen,
Doch nimmer kehrt der edle Sänger ein.
Da seufzt er oft mit innigem Verlangen,
Und möchte gern' in seiner Nähe seyn!

Und wie er wandelt in den Schattengängen,
Hinauf zur Quelle nach dem Blumenthal,
Da flüstert's schaurig von den dunklen Zweigen!

Es hallt am Fels von süßen Lautenklängen
Und singt im Wehmuthton: das Leztemal
Umfängt mit Liebreiz Dich Dein schönes Aigen!« *)



*) Der Fürst, der Eigenthümer und Verschönrer des welt-
berühmten Parks folgte nach einigen Jahren dem Dichter.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Die Weihe.

In diesem Haine nahten sich die Musen
Dem Königssohn mit Kuß und Gruß,
Und hauchten ihm den Genius
In gold❜ner Früh' in den geweihten Busen.

"Ein Schreckbild sey fortan Du gleich Medusen,
Wo Deine Kraft beschützen muß!
Es quill' des Liedes Ueberfluß
Dir immer tief und rein, wie Arethusen.

Wir reichen Dir die heil'ge Priesterbinde,
Drum sey gedenk der ernsten Weihe!
Es blüht des Liedes Zweig um Deine Krone;

Dafür, wo auch Dein Aug' den Dichter finde,
Der still erblühet, den erfreue
Mit Deiner Liebe ungemeß'nem Lohne!


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Das Zepter und die Laute.

Es hat der Königssohn der Väter Thron bestiegen,
Er faßt das Zepter an mit Kraft und Macht,
Es leuchtet ihm ein Gott aus heitren Zügen,
Der Herrliches, der Großes hat vollbracht!

Er langet nach der Laute; Deinen Siegen
Gehorchte stets der Zeiten tiefe Nacht.
Auf Deinen Ruf sind Sonnen aufgestiegen,
Und leuchteten in froher Jugendpracht.

Das Zepter tauschend mit der goldnen Laute
Beherrschet er sein Volk, so treu, so gut,
Voll regen Sinn's für alles Große, Schöne!

Und weil er ihm und eigner Kraft vertraute,
Erweckt er seinem Volk die edle Glut
Und ehrt des Dichters seelenvolle Töne!


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Das Einzige.

Ich bin mit Lieb' und Treue Dir ergeben,
Mein König, laß' mir nur Gesang und Laute,
Du darfst mich nicht zu hohem Amt erheben,
Mein einzig Amt sey immer nur die Laute!

Das Lied allein verschönert nur das Leben,
Und weil ich nie auf Gunst und Zufall baute,
So will ich nur auf Liedes Flügeln schweben,
Und sanft verklingen, wie der Ton der Laute!

Mein König, warm und innig schlägt das Herz!
Oft weint' ich schon der Freude stille Thränen,
Oft hab' ich bitt'ren Hohn und Schmach getragen.

Du nimmst die Laute, linderst Dir den Schmerz,
Dir, König, und erquickst Dein heißes Sehnen,
Auch mich laß singen und die Laute schlagen!


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Dichterwunsch.

Wer die Laute schlägt, will glücklich leben,
Haßt des Tages arbeitvolle Mühen,
Sucht dem lauten Markte zu entfliehen,
Um nach höhern Gütern aufzustreben.

Drum ein friedlich Amt mir nur zu geben,
Hör' des Liedes tiefe Melodieen,
Die seit Jahren mir im Busen glühen,
Und der Laute sanften Ton's entschweben.

Nicht des Amtes Glanz verlangt der Dichter,
Zu der Freyheit wünscht er sich die Fülle,
Zu der Fülle heit'rer Lage Sonnenblick.

Keines, weder Rechner seyn noch Richter,
Kräftig wirken möcht' er in der Stille,
Und besingen Deinen Ruhm und unser Glück!



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Der Pilger *).

Du, der an Niagara's Ufern schlief,
Du Hochbegeisterter, Du edler Franke,
Das Herz voll Dichterglut, den Sinn so tief,
Sey meines Liedes leitender Gedanke!

Dich Vielgewanderten, Dich Pilger rief
Des Schicksals Trotz in seine finstre Schranke,
Vom Zedron bis zum Niagara lief
Der Pilger, labend sich mit Quellentranke.

Vom fernsten Ost bis in das Wäldergrau'n
Kolumbia's zogst Du am Wanderstab,
Du trankest Morgenduft am Libanus!

Da ziehst Du auch in diese Blumenau'n,
Und schaust entzückt in dieses Thal hinab,
Und schick'st nach Westen hin den Heimathgruß!



*) Chateaubriand.
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